Wohin du gehst, dahin gehe auch ich … (Rut 1,16) - Online-Exerzitien für Priester (16.–21.11.2020 ) mit Dr. W. Hagemann
Wohin du gehst, dahin gehe auch ich … (Rut 1,16) - Mit wem gehst Du?
Online-Exerzitien der Abtei Weltenburg für Priester (16.–21.11.2020)
Leitung Dr. Wilfried Hagemann, Pfarrer em. in Bocholt St. Georg
Rückmeldungen der Teilnehmer in der Abschlussrunde am 21.11.2020
Es war ein gemeinsames Gehen. Die Fotos waren sehr hilfreich. Ich habe neu angefangen, das Leben aus dem Wort Gottes zu vertiefen.
Das Wort wird Fleisch. Das habe ich eben ganz tief aufnehmen dürfen. Das Wort wird Fleisch, wenn wir es leben. Und dann passiert etwas. Das wird mich diese Woche begleiten.
Es waren für mich als indischen Priester die ersten Exerzitien in deutscher Sprache. Sie brachten mir so viel Freude und stärkten mein Vertrauen zu Gott.
Mich hat besonders das Gebet des II. Vatikanischen Konzils beeindruckt, das dort im Petersdom immer vor den einzelnen Sitzungen gebetet wurde. Da ist eine große Nüchternheit drin und ein großes Gottvertrauen und die Erwartung des Hl. Geistes. Auch der Satz in diesem Gebet „Wir sind hier, mit Sünden beladen“ hat mich sehr angesprochen.
Diese Exerzitien haben mich zu einer ganz tiefen Beichte geführt, gestern im Beichtzentrum unserer Diözese. Diese Beichte, die sich aus den Vorträgen erschlossen hat, war für mich das Wichtigste.
Ich bin ein älterer Priester. Der Synodale Weg machte mir große Sorge und Angst. Ich habe mich angemeldet, weil in der Ausschreibung stand: „Synodales Gehen – gemeinsames Unterwegssein von Laien und Priestern – eine echte Chance zur Vertiefung des Priesterseins heute.“ Diese Ankündigung hat mich angezogen, ich wollte mich auf den Synodalen Weg zubewegen. Ihr Vortrag zum Synodalen Weg war ein starker Impuls. Ich bin sehr dankbar, ich wurde geweitet, ich möchte mitgehen, und ich habe gelernt, für die zu beten, die einen ganz anderen Standpunkt als ich vertreten.
Der Synodale Weg: Was für eine Freude, eine Weite, eine wohltuende Weite! Jesus führt uns alle zusammen, und er macht uns zu einer kleinen Kirche. Diese kleine Kirche möchte ich in meinem Arbeitsfeld aufbauen und leben.
Mich hat das Thema angesprochen, kleine geistliche Gemeinschaften zu bilden. Schon zwei aus der Gemeinde reichen aus, das tut einfach gut.
Der Text aus dem Buch Rut „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott“ kannte ich bisher nur als Trauspruch. Der Teil „dein Gott ist mein Gott“ kam mir jetzt ganz neu entgegen. Er ist ein Leitspruch zum Kirche-Aufbauen, Leitspruch für kleine Kirchen, dass sie Segensorte werden und das Reich Gottes sichtbar werden lassen.
Mich hat das Mitgehen in diesen Tagen ganz tief angesprochen und ruft in mir Psalm 23 wach. Dort heißt es: „Gehen wir durch das trostlose Tal, wird es für mich zum Quellgrund.“ Mit ihm, der mitgeht, wird mein Leben, wird unsere Zeit zum Quellgrund. Karfreitag und Ostern gehören zusammen.
In diesen Tagen fiel mir mein eigener Primizspruch wieder ein aus dem Psalm 143: „Lehre mich, Herr, deinen Willen zu tun.“ Dieses Wort war ursprünglich mein Konfirmationsspruch und ist nach Konversion und Priesterweihe mein Primizspruch geworden.
Mich hat die Betrachtung über die Verklärung besonders angesprochen. Da heißt es ja, dass eine Wolke sie überschattete und dass sich darin die Gegenwart Gottes ereignete: Ja, im Dunkel ist Gott gegenwärtig. Im Dunkel dieser Zeit und im Dunkel unserer Gemeinden will und soll sich Gottes Gegenwart ereignen. Und dann denke ich immer noch an den Text von Bonhoeffer, der zitiert wurde und wo es am Ende heißt: „Wer ich auch bin, dein bin ich.“ Das nehme ich mit.
Ich bin nicht alleine unterwegs. Das erlebe ich, weil Jesus mitgeht, weil ich eine gute Gemeinde habe und in ihr lebe und weil ich meine Familie habe. Heute ist der Todestag meines Bruders, der vor 35 Jahren gestorben ist.
Wilfried: Es waren für mich ganz tiefe Tage, ereignisreiche Tage. Ich habe das Wehen des Hl. Geistes gespürt. Gott hat uns erleuchtet, auch mich. Und ich habe euch alle gesehen. Wir sind wirklich gemeinsam unterwegs gewesen. Wir wurden sozusagen am Bildschirm eine kleine Kirche. Wir können nicht anders, als Gott zu loben, wie es am Ende des heutigen Vortrages heißt: „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe. Ich lobe meinen Gott, der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.“ Ich habe mich wirklich frei gefühlt und bin sehr dankbar für diese unsere Weggemeinschaft.
(Niederschrift des Blitzlichtes am Ende der Exerzitien nach eigenen Notizen von Wilfried Hagemann am 21.11.2020 um 12.15 Uhr)
Resonanz per Mail:
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Mir haben die Exerzitien gut getan und ich bin dafür sehr dankbar.
Ich verspüre in mir neuen Mut, neue Kraft und neue Freude.
Neben vielen Sachen und Gedanken, die mich angesprochen haben, hat mir das Bild mit den Vögeln im Wasser und die Deutung von Wilfried dazu gefallen: Diese Vögel sind auf der Suche nach Würmern, aber sie gehen miteinander und bleiben beieinander, sie gehen der Sonne entgegen, in den Fluten der Zeit. Mir kommt vor, das ist ein wunderschönes Bild für unser Kirche-Sein in unserer Zeit; ganz wichtig ist, dass wir miteinander auf einem Weg sind, miteinander und nicht gegeneinander, um vor der Welt ein gemeinsames Zeugnis geben zu können, und dass wir die Sonne, Christus immer im Blick haben, ihn nicht aus den Augen verlieren. ER ist da. Das gibt Mut. Und ER geht mit.