Die Täufer sind neben den Lutheranern und den Reformierten die dritte große Strömung innerhalb der Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts. Sie zeichneten sich von Beginn an durch große Diversität aus, teilten jedoch einige zentrale Glaubensvorstellungen, derentwegen sie rasch unter Verfolgung gerieten: etwa Wehrlosigkeit, Eidesverweigerung und die Trennung von „Staat“ und Kirche. Von Anfang an brutal verfolgt, sollte der radikale Flügel der Reformation des 16. Jahr-hunderts im Keim erstickt werden. Doch die Bewegung überlebte und feiert dieses Jahr ihr Jubiläum.
Was hat uns, den Christen der etablierten Kirchen, diese Schwesterkirche heute zu sagen?
Peter Dettwiler, reformierter Theologe und Pfarrer i.R. war von 1993 bis 2015 Beauftragter für Ökumene, Mission und Entwicklung der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich.
Er studierte Theologie in Bern, Richmond Virginia USA und Zürich und ist Mitglied der Fokolar-Gemeinschaft. Peter Dettwiler ist verheiratet mit Helen, hat fünf Kinder und neun Enkelkinder.
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Die Suche nach der Wahrheit sowie die Behebung von Missständen waren die Antriebe für viele neue Bewegungen in der Geschichte der Kirche. Manche wollten in der Kirche bleiben und sie verbessern; andere wollten außerhalb der Kirche eine neue Gemeinde gründen. Auch die Reformatoren konnten nicht immer einen einheitlichen Standpunkt finden. Man arbeitete trotzdem zusammen - oder man bekämpfte sich. Die Täufer bzw. Wiedertäufer lehnten die Kindertaufe ab und legten Wert auf die Bekenntnistaufe. Damit gerieten sie in Konflikt mit der katholischen Kirche und mit den Kirchen der Reformation (lutherisch und reformiert). Ihre Berufung auf die Bibel (sola scriptura) schützte sie nicht vor der Verfolgung, die von allen Seiten kam. Sie wurden verfolgt und vertrieben, einige sogar hingerichtet. Pastor Peter Dettwiler beschrieb ihre Leidenswege sowie ihre Flucht an Orte, wo sie in Freiheit leben durften. Auch nach 500 Jahren sind ihre Überzeugungen noch attraktiv und beeindruckend. Ablehnung des Wehrdienstes sowie Feindesliebe kennzeichnen ihre Radikalität. Mennoniten, Amish, Hutterer etc. leben konsequent nach dem Evangelium. Inzwischen haben sie sich dem ökumenischen Gedanken geöffnet.
Mich stimmt nachdenklich, dass es über mehr als tausend Jahre in Kirche und Staat keine Offenheit für plurale Ansichten gab. Kirche und Staat waren nicht hinterfragbar. Seit dem 2. Vatikanischen Konzil weht ein neuer Geist. Unterschiedliches trennt nicht mehr, sondern macht neugierig, zu verstehen und zusammenzuführen.
HJH