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Einander lieben, wie Gott sich liebt?

Eins-Werden und Sich-Unterscheiden in der Mystik von Chiara Lubich

Einheit ist der Kernbegriff der Spiritualität von Chiara Lubich (1920-2008) und der von ihr angestoßenen Fokolar-Bewegung. Wo immer im menschlichen Miteinander von Einheit die Rede ist, stellt sich jedoch die Frage nach der Unterscheidung: Wo bleibt in der Erfahrung des Eins-Werdens die unverwechselbare Individualität und Eigenständigkeit?  Antworten auf diese Fragen sucht Joachim Schwind – im Rahmen seines im Abschluss befindlichen Promotionsprojektes – in den mystischen Gründungstexten von Chiara Lubich aus der Zeit zwischen 1949 und 1951, in denen sich – so Ausgangsthese seiner Forschungsarbeit – Ansätze eines perichoretisch-dynamischen Verhältnisses Eins-Werden und Sich-Unterscheiden finden: Einheit setzt Unterscheidung voraus und fördert sie. Seine Dissertation entfaltet diese Gedanken vor dem Hintergrund eines krisenhaften Umbruchsprozesses der Fokolar-Bewegung, der eine neue vertiefte Verortung im Gründungs-charisma verlangt.

Joachim Schwind (Jg. 1961), seit 1985 Angehöriger einer Fokolar-Gemeinschaft, ist Mitglied des Generalrats der Fokolar-Bewegung und dort – gemeinsam mit einer japanischen Fokolarin – zuständig für den Aspekt „Einheit und Kommunikationsmittel“. Nach seinem Theologiestudium war der gelernte Journalist von 1990 bis 2016 Redakteur (Magazin NEUE STADT; Zeitschrift Mariapoli) und später auch Geschäftsleiter im Verlag Neue Stadt. Seit 2017 arbeitet er im Bereich Kommunikation am Internationalen Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rocca di Papa. Daneben absolviert er zurzeit an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck ein Promotionsstudium im Fachbereich Systematische Theologie.

 

Feedback

Das Anliegen Jesu "ut unum sint" (dass sie alle eins seien) aus Johannes 17 bewegte Chiara Lubich. Konfessionen und Religionen trennen nicht; die Herzen finden einander  -  sie finden sich in Christus.  Ihn sieht Chiara in jedem Menschen.  Jesus ist für die gesamte Menschheit gestorben. Seine Erlösungstat schließt niemanden aus. Auch gilt seine Liebe allen ohne Ausnahme. Er wohnt in uns, und er wohnt auch in unserem Nächsten; wir alle finden uns in Ihm. In dem trinitarischen Jesus sind wir eins, auch wenn wir unterschiedlich sind. 
Jesus ist ich und er ist Du. oder „Ich bin, dass Du bist. Und gerade dies ist mein Sein!“ (+Klaus Hemmerle)

Chiara Lubichs Mystik erfasst eine tiefere Dimension des Seins. Die menschlichen Gegenüber begegnen und finden sich in Christus. Dort wirken Verschiedenheit und Unterschiedlichkeit nicht trennend, sondern bereichernd und ergänzend.  Es gibt keine Widersprüche.
Die Einheit, nach der die Kirchen streben, ist schon vorhanden in Christus. Angesichts einer so kraftvollen und einenden Bewegung wie dem Fokolar wage ich zu behaupten, dass der Geist der Einheit auch in das 2. Vatikanische Konzil (1962-1965) hineinwirkte und ihm eine starke ökumenische Dimension verlieh.  Chiara Lubich wäre somit durch ihre Spiritualität eine Wegbereiterin des Konzils gewesen.
Dem Referenten Joachim Schwind ist es zu danken, Chiara Lubichs Vermächtnis überzeugend dargestellt zu haben. Sein Vortrag war tiefgründig und regte zum Nachdenken an.
Die derzeitige Krise der Fokolar-Bewegung sehe ich als eine "Häutung", der eine neue Phase der Spiritualität und der Gemeinsamkeit folgen wird. Krisen haben per se nichts Destruktives, sondern sie dienen der Prüfung des Bisherigen und der Neujustierung. Anders gesagt: eine Weiterentwicklung mit neuen Aufgaben und einer Spiritualität, die den jetzigen Gegebenheiten, der Brüchen und Verletzungen Rechnung trägt, werden sich herausbilden.

HJH

Hat bereits stattgefunden.

Beginn: 29.04.2025 19:30 Uhr

Ende: 29.04.2025 21.00 Uhr

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